Amely lebt in einer von Gewalt dominierten Beziehung. Die daraus resultierenden Selbstzweifel münden in Resignation … Die junge Frau und Mutter eines Sohnes gibt sich selbst die Schuld für alles, was ihr Dasein zur Hölle macht.
Es bedarf eines einschneidenden Erlebnisses und einer gehörigen Portion Mut, sich aus diesem Kapitel ihres Lebens zu befreien und einen Neustart zu wagen.

 

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Leseprobe: Der Rosenkrieg findet ein bitteres Ende …
Ein gepflegter Mann saß Rechtsanwalt Dr. Gunthart gegenüber. Er wirkte gebrochen, geradezu mitleiderregend. „Ich weiß nicht, wie sie auf solche Gedanken kommt“, klagte er. „Ja, ich arbeite viel in der Stadt und meine Frau lebt mit unserem Sohn in dem kleinen Dörfchen. Bestimmt hat sie auch Sorgen mit meiner pflegebedürftigen Mutter. Ich mache doch alles nur für meine Familie. Ich könnte niemals so gut verdienen, würde ich meinen Job in der Stadt kündigen. Und nun wirft sie mir vor, ich bedrohe sie. Helfen Sie mir, ich will meine Familie nicht verlieren.“
Nun, urteilte er nach dem ersten Eindruck und nach der Art, wie sich sein künftiger Mandant präsentierte, dann würde er als Rechtsanwalt für eine Niederlegung des Verfahrens votieren. Doch Dr. Gunthart besaß Menschenkenntnis. Er konnte – sozusagen – zwischen den Zeilen lesen. Und im Brief dieser Kollegin Marianne Bräuer stand einiges geschrieben, das ihn nachdenklich machte.
„Warum haben Sie mich für diesen Fall gewählt?“, wollte er von dem Mann wissen, während er ihn genau beobachtete. Roman traf diese Frage überraschend, er fing sich aber schnell und nahm seine Mitleid erregende Pose wieder ein. „Sie wurden mir als der Beste empfohlen“, heuchelte er.
Gunthart erkannte, dass der Mann log. ‚Weil Sie der erste im Alphabet der Scheidungsanwälte waren’, hätte die ehrliche Antwort vermutlich lauten müssen. Tunlichst vermied er daher, auf das Thema weiter einzugehen und sagte: „Gut, ich werde Sie vertreten. Ab sofort vermeiden Sie jeglichen Kontakt mit anderen Frauen …“
Den entrüsteten Einwand Romans, so etwas sei ihm nie in den Sinn gekommen, wischte der Anwalt mit einer Handbewegung beiseite und fuhr fort: „Und in keinem Fall treten Sie ihrer eigenen Frau zu nahe oder bedrohen sie gar. Sonst kann ich für nichts garantieren! Haben Sie mich verstanden?“ Diesen letzten, schulmeisterlichen Satz hielt er vor allem für notwendig auf Grund der Klage der gegnerischen Anwältin, aber auch, weil er den Eindruck hatte, sein Mandant erfasse den Ernst der Lage nicht.
„Ja, natürlich habe ich verstanden“, versicherte Roman aufgeräumt. Der Anwalt würde gewiss nichts von dem erfahren, was er bislang getan hatte und noch tun wollte. Dass Amely nach seiner häuslichen Attacke etwas ausplaudern werde, hielt er für ausgeschlossen. Dazu war sie viel zu sehr auf die Vermeidung von Peinlichkeiten in der Öffentlichkeit bedacht.
Er hörte den Anwalt sagen: „Also, wir werden den Gesprächs-Termin, den meine Kollegin vorgeschlagen hat, wahrnehmen. Halten Sie sich diesen Tag frei. Über die Kosten für die Übernahme des Mandats sind Sie sich im Klaren, Herr … Berg?“
„Ja, aber sicher doch“, beeilte sich Roman zu erwidern. Für heute war die Sache gelaufen und dieser Termin, der da ausstand, würde mit Sicherheit ohne Amely stattfinden …
© Renate Zawrel